Samstag, 16. August 2008

Ueber Abgruenden

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Warum wurden die Meteora-Kloester an diesen unmoeglichen Orten gebaut? Unten waere das grosse Tal gewesen mit 1000 zugaenglichen Orten, drueben das Pindar-Gebirge mit wirklicher Abgeschiedenheit. Stattdessen hier auf diesen nackten, welligen Felsen, sichtbar fuer jeden, der in dieses Seitental hineingeraet, zwischen die Truemmer. An der Spitze, also weithin zu sehen, aber ohne Aufgang.

Burgen wuerden zwar an exponierten Stellen, aber am Eingang des Durchzugstals errichtet, das sie kontrollieren sollen. Benediktinerkloester thronen auf Bergspitzen, aber sie sind als geistige Zentren im regen Austausch mit dem Umland.

Die Antwort scheint mir in den Strickleitern zu liegen, die hunderte Meter herabhingen, oder in den Seilaufzuegen.
Sich dem anvertrauen.
In einem Netz zusammengekauert, eine Stunde lang ueber dem rohen Abgrund pendeln. Von willigen Haenden Stueck um Stueck emporgezogen.
Das muss der Sinn dieser Lage sein: so ausgesetzt.
So angewiesen auf die Gnade.
Die Kraft der Haende, die Festigkeit des an der Rolle knarrenden Seils.
Das Schweben.
Ausgesetzt zwischen Himmel und Erde.
Vergessend, ob man unten oder oben zugehoerig sei, und wohin einer eher neige.
Auch die Neigung vergessend, im Warten.
Aber des Steigens gewahr.
Ruckweise, allmaehlich.
Von den Pendelbewegungen abgelenkt, die Felswaende oder Gestruepp bedrohlich nahe heranlassen.
So gestossen und gezogen wie ein ganzes Leben.
Mit solcher Erinnerung lebte dann ein Moench.
Entronnen, auf der Felsspitze?

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Das Bild von der Entschlafung des heiligen Nikolaus, zu dem wie auf einer Wallfahrt Kranke und Arme herangetrabt kommen (waehrend nach und nach der Kirchenvorraum sich fuellt, meine Nachbarin sich und mir fortgesetzt Luft zufaechelt mit einem roten Plastikfaecher, und ein Kundiger sich zu italienischen Erlaeuterungen anschickt), wird im Hintergrund gerahmt von einer welligen Huegellandschaft und dann ueberragt von Simon, dem Saeulenheiligen, der mit einem Strick einen Essenskorb hochzieht und ansonsten gefaellig ruht in seinem Heiligenschein.

Beobachtungen

So harmoniesuechtig sein, dass man die gefluechtete Katze wieder von den die Terrasse ueberspannenden Weinreben herunter locken moechte, waehrend der Hund unterm Tisch jault.


Ein am Strassenrand geparktes Auto, einige Erwachsene hantieren mit einem Plastiktoepfchen und scheinen ratlos, wie sie ihn saeubern sollen; die Frau sucht immer wieder, ihn ueber der Boeschung auszuschuetteln, schliesslich kommt einer mit einer Wasserflasche. Das Kind steht reglos mittendrin und sieht schweigend zu.


Gestern erschienen mir die Menschen, die am gegenueberliegenden Felsen so nah am Abgrund hantierten, bloss um des Bildes willen, als leichtsinnig und tollkuehn.
Heute war ich selbst dort, und wahrscheinlich gestern schon.
Auf diesen runden Felsbuckeln siehst du den Abgrund gar nicht, der sich unter dir oeffnet, du hast keinen Eindruck von der Ausgesetztheit, in der du dich befindest.
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ferne

Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt. Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

2 Kor 16f

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