Assisi, intensive Kirche
Denkt nicht, Francesco wäre immer gern unter Menschen gewesen - bloß weil Franziskaner so gesellig sind. Auf dem Monte Subasio zog er sich gern zurück nach Eremo dele Carceri, mitten im Wald.
Das Bild, dort zusammen mit einigen Gefährten herumzulungern und große Fragen zu erörtern, in der lauen Unbeschwertheit des italienischen Frühlings, ist mir eines der einprägsamsten des Ortes - wohl auch wegen meiner eigenen Sehnsucht....
RIVOTORTO, Kirche in der Kirche
Vielleich ein Sinnbild fuer das, was uns Pilgern hier in Assisi begegnet: Eine intensive, radikale Glaeubigkeit, aber in solcher Natuerlichkeit gelebt, dass es die Welt gar nicht richtig wahrhaben wollte - doch ohne es zu bemerken, wurde sie von innen her veraendert.
In dieser einfachen Steinhuette von Rivotorto hatten die ersten Minderbrueder mit Franziskus gehaust, drei Jahre lang. Es ist unterhalb der Stadt, dort, wo das Gesindel haust. Rivotorto kann fuer die Armut und Einfachheit stehen, die Franziskus als einen Weg zum Evangelium erkannt hatte: denn du kannst die Wahrheit Jesu schwer finden inmitten von Ungerechtigkeit und Ueberfluss. Rivotorto mag heissen: Gott sorgt fuer dich, viel mehr und besser, als du selbst es koenntest.
S. CHIARA, Frau der neuen Kirche
Auch sie aus reichem, vornehmen Haus, gelangweilt und mit ungestillter Sehnsucht: da hoerte sie Franziscus predigen und war getroffen von der Kraft seiner Botschaft. In der Nacht von Zuhause gefluechtet, hatte auch sie alles auf eine Karte gesetzt und sich auf ein Leben in Armut eingelassen. Fuer sie gruendete Franziskus den Zweiten Orden, die Schwesterngemeinschaft, die sich ebensoschnell in ganz Europa verbreitete wie die der Minderbrueder.
Nachdem sie fuer einige Jahre nebeneinander bestattet worden waren, sind heute ihre beiden Kirchen mit den Grabstaetten an den gegenueberliegenden Enden von Assisi, als sollte das ganze kirchliche und alltaegliche Leben zwischen ihnen aufgespannt werden wie auf einer Waescheleine.
weichensteller - 19. Feb, 13:17