Sonntag, 17. August 2025

Sommerpalast, Schrein und Akademie

Weniger zur Erholung, sondern als Alterssitz diente der Changgyeong-Palast (Palast der wunderbaren Segnungen), den König Sejong einrichtete. Nach der alten buddhistischen Goryoe-Dynastie machte Yi Seong-gye nun den Konfuzianismus zur Staatsreligion. Damit schuf er eine Balance zwischen Militär und Gelehrten. Diese neue Strömung ist in China entstanden und nimmt kosmische Elemente des alten Daoismus auf, erweitert sie aber um die neue Morallehre des Zhu Xi.
König Sejong machte Hangang zur Hauptstadt: Seoul.

Ich durchstreifte in Ruhe die von Wald umgebene Anlage in Zikkadengetöse und sah Hofdamen und Wachbeamte in mittelalterlicher Kleidung, die sich als Amerikaner entpuppten, sowie einen Koreaner, der mir freundlich einen Fotoabzug von mir selbst überreichte, den er gerade angefertigt hatte.

Anschließend wechselte ich in den benachbarten Jongmyo-Schrein, wo ich ein Gefühl für den koreanischen Ahnenkult bekam. Auf einer überdachten breiten Holzwand sind die Ahnentafeln der Könige präsent und werden von den Gefolgsleuten am Tempelplatz verehrt. Dazu werden ihnen Opfergaben dargeboten. Die einzelnen Tore erlauben den Geistern und den Verehrern Zutritt. Es ist das höchste Staatsheiligtum Koreas.

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Um die konfuzianische Akademie zu finden, musste ich sinnigerweise das heutige Universitätsviertel durchqueren mit seinen lebendigen Gassen. Die Anlage selbst, wo Adelige und Beamtenkinder gelehrt sowie Gelehrte und Studenten beheimatet wurden, ist kaum beschildert und etwas verwahrlost. Außerhalb fand ich jedoch eine Studentengruppe vor, drinnen auf der Wiese kampierten einige Großmütter, und bei den hölzernen Wohnquartieren versuchten traditionell gekleidete Eltern, ihren schon auf eigenen Füßen stehenden festlich gekleideten Sohn vor einem Fotografen in den Wandelgang zu stellen, also eine Art Konfuziustaufe

China und Korea

China ist aus dem Kopf entstanden,
Korea ist von selbst geworden.
Städte wie Xi'an sind in quadratische Blöcke geteilt, Peking dazu in Ringe geteilt. Shanghai wird in die Höhe gebaut, wozu alle alten Häuser abgerissen wurden. Die Kulturrevolution hat alles Alte vernichtet, die Tempel und Klöster, Pagoden und Paläste, denn dem neuen kommunistischen Menschen soll nichts Altes entgegenstehen. Die traditionellen Bauern wurden enteignet und in die Stadt geschickt. Lebensmittel entstehen heute auf riesigen Plantagen, zuweilen rund ums Atomkraftwerk.
Wenn die Stadt im Smog erstickte, wurden die Fabriken verbannt und von Schulklassen Pappeln gepflanzt. Wenn die Straßen von Autos zerplatzten, wurden die Autonummern beschränkt und die Fahrzeuge elektrisiert. Wenn die Menschen zu viele wurden, war nur mehr ein Kind erlaubt. Heute wären Kinder wieder erlaubt, aber die Menschen haben sich ans bequemere Leben gewöhnt und bleiben trotz Prämien kinderlos.
In Korea dagegen folgen die Straßen Höhenlinien und gewachsenen Stadtvierteln. Zwischen den Hochhäusern stehen noch die niedrigeren älteren Wohnhäuser. Der Autoverkehr ist gemütlich, die Straßen von Fußgängern erfüllt, das Gedränge in den Gassen zwischen Kaufhäusern, Läden und Restaurants fröhlich, in der U-Bahn die Leute ungestresst. Und ich Europäer falle niemandem auf. Koreanisches Leben ist evolutionär gewachsen

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Die Sonntagsmesse

Wenn schon die Kathedrale um die Ecke liegt.
Ich habe gefragt: um 9 Uhr am Sonntag heilige Messe in englischer Sprache.
Als ich hinkomme, sind die Kircheneingänge mit einem roten Band abgesperrt, und eine lange Warteschlange in Einserreihe steht um das Haus herum zwischen Absperrbändern. Verärgert gehe ich rundherum, frage nach, folge einer leeren Spur bis zum Vordereingang zur Krypta, werde wieder zum Haupteingang geschickt, wo nun ein Seitentor frei ist.
Ich trete in die Halle.
Vollbesetzt.
Ich stelle mich hinten dazu.
Koreanische Messe, gerade zum Ende der Predigt.
Erwachse, Jugendliche, kaum Kinder.
Gabenprozession: reihenweise erheben sich die Gläubigen, von vorne nach hinten, treten in vier Schlangen zum Altar vor und bringen ihre Gaben, einen Geldschein.
Dauert nicht länger als zwei Kirchenlieder.
Zum Hochgebet wird ausnahmslos gestanden.
Kommunionsspender im Mittelgang auch hinten, wie bei uns.
Die ganze Messe zügig und ohne Schnörkel.
Klarer Orgelklang, hörbarer Kirchengesang.
(Ein Kirchenlied habe ich gekannt)
Einige geistliche Schwestern in den Bänken.
Auch in den Straßen des Stadtviertels zu sehen.
Vor der Kirche mehrere Priester im Kolarhemd, in Gesprächen.
Die umliegenden hohen Gebäude in Kirchenbesitz.
Die Straßen laut wie wochentags.
Die koreanische Kirche wächst

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2014 kam Papst Franziskus nach Korea und feierte in der Marienkathedrale eine hl. Messe zur Versöhnung der beiden Korea. Er gedachte der Märtyrer unter dem konfuzianischen Königshaus.
Erzbischof Peter Chung Soon-taek ist unbeschuhter Karmelit.
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2 Kor 16f

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