Gyeongju

Die ganze Stadt ein Museum, wurde mir gesagt.
Weil die Königsgräber, die großen Grashügel, mitten in der Stadt sind, im Tumuli-Park, und noch weit nach Süden hin.
Aber auch das kann zum Abenteuer werden, wenn du beim ersten Rundgang am Abend gerade dazukommst (nachdem du über zwei rote Katzen gestiegen und um eine dreifarbige herumgegangen bist und zur Basis der versperrten Hallenkonstruktion gekommen bist), wie sich zwei Wissenschaftler am Eingang verabschieden (ein Wissenschaftler, eine Wissenschaftlerin), du noch einen Blick hineinmachen kannst und eine kurze Erklärung bekommst: Hier wird die Konstruktion der Hügelgräber nachgebaut, das war das Grab der Prinzessin, und ich rufe: Und du bist die Prinzessin?
Am Nachmittag aß ich in einem netten Lokal eine Art scharfe Pfefferoni-Omlette, serviert von einer attraktiven kühlen Koreanerin, deren Sohn mich herzlich begrüßte und deren Tochter ich in der Küche werken sah. Als ich fertig war, begann es draußen wie mit Kübeln zu schütten.

Wenn ich am Freitag mit Norbert aus Frankreich vom Sternenobservatorium der Silla-Zeit weg die Route abmarschiert bin, ins Museum hinein, wo wir aus jedem Gebäude heraustraten und nicht mehr wussten, wo wir waren. Er dann noch unbedingt diesen Hügel sehen wollte, in den man hineingehen kann, um das Grab und den Grabschmuck zu sehen. Viele Male sind wir um den Park gekreist und wussten beim Ausgang nicht mehr, wo wir hereingekommen sind.
Michael aus Italien habe ich beim Teetrinken kennengelernt. Er kam aus Kanada und musste wegen des Streiks eine halbe Woche warten.
Jeremy aus England, der schon zwei Jahre durch die Welt reist und nach den Wochen in Korea nach China weiterfahren möchte, erzählt mir von seiner Arbeit mit Kindern armer Leute in der brasilianischen Favela, mit denen er ihre Gewalterfahrungen künstlerisch aufgearbeitet hat mit Bildern und Texten auf Keramikfliesen, die dann im Museum ausgestellt wurden. Er hat mir Bilder gezeigt.
Nach einem unnötigen schweißtreibenden Weg zum Tempelmuseum, in dem in einer Halle eine Rekonstruktion der neunstöckigen Pagode steht, die auf dem weitläufigen unkrautüberwucherten Ausgrabungsareal gestanden sein soll, gab es eine bequeme Busfahrt zum Bulguk-Tempel, dem bedeutendsten buddhistischen Tempel Koreas. Aber um dort hineinzukommen, muss man bei schrecklichen Torwächtern vorbei, die jeden bösen Geist und sogar jeden bösen Gedanken verscheuchen.
Wer war noch nicht hier?

weichensteller - 23. Aug, 14:22