Zeit im Flug
Vier Flugzeuge an einem Doppeltag.
Dreimal aus- und Einchecken.
Viermal einen Flughafen durchqueren, die richtigen Schalter finden, das richtige Gate, alle Kontrollen.
Die Zeit verlieren.
Ich habe immer noch die Seoul-Zeit auf der Armbanduhr, und die geht etwas nach.
Ich hatte eine 20-Stundennacht und einen Achtstundenvormittag.
Vier verschiedene Sitzplätze.
Der Beamte am Check-in in Seoul sprach deutsch zu mir:
Wollen Sie beim Notausgang sitzen?
Da haben Sie mehr Beinfreiheit. Aber Sie sitzen über der Tragfläche.
Mir wars recht.
Warum fliegen Sie nach Shanghai, und nicht direkt heim?
Ich zeigte ihm meinen Hinflug und das Pauschalangebot.
Er könne das Gepäck nicht bis Wien durchchecken.
China ist da sehr kompliziert, sagt er.
Wien ist eine wunderbare Stadt, schwärmte er.
Ich hätte ihn zum Diavortrag einladen sollen, fiel mir zu spät ein.
Und er riet mir, wo im Flughafen das beste Restaurant wäre.
Als ich allmählich wieder mit den Langnasen in Kontakt kam, fand ich uns Europäer klobig und klotzig.
Jeder beansprucht soviel Raum.
Eine Brücke waren die arabischen Stewardessen bei Emirates. Bildschön sowieso, aber auch fröhlich. Die schönste hat mich am Arm gestreichelt, damit ich aufwache und ihr die Decke zurückgebe.
Auf den Sitzbildschirmen liefen martialische Szenen. Grün- und metallgesichtige Wesen aller Zivilisationen standen einander in Formation gegenüber, hielten Ansprachen, schleuderten Felsen oder Lichtblitze. Sprangen durch eine senkrechte Wasserwand und landeten in einer Welt von Quadratköpfen, die ihnen feindlich begegneten. Bäume hatte klotzige Kronen, quadratische Hummeln torkelten über Wiesen, über die quadratische Schweine galoppierten. Mit einem Hammerschlag auf ein Schachbrett erhielten die Kämpfer ein Quadratschwert und einen Trompetenrevolver, um sich zu wehren und vor der Verfolgung durch die ausländerfeindlichen Quadratköpfe zu retten.
Es zog in der Businessclass. Irgendjemand hat das Fenster geöffnet.
Das war wegen des Bratendunstes. Sie haben in der Küche Palatschinken geschupft. Sie haben ja an den Sitzen gefragt, was jeder essen möchte. Dann mussten sie Palatschinken machen, Pizza und Falafel. Und Bier mussten sie bringen. Wein hatten sie nicht da.
Schließlich haben die Stewardessen getanzt. Der Kapitän hat sein Team vorgestellt: aus Brasilien, aus China, aus Kamerun, aus Spanien. Vor der Trennwand zur Businessclass. In ihren knappen Kostümen. Den Cancan nach Musik vom Band. Für die Kinder oder die Männer. Die Kinder jedenfalls sind herausgestürzt und haben mitgemacht. Die Mütter waren erleichtert. Die Männer haben Augen gemacht. Plötzlich ist eine Gemeinschaft entstanden. Die Europäer gaben ihre Reserviertheit auf, die Araber ihre Standesdünkel, die Chinesen legten ihre Handys weg.
Und als es am schönsten war, kündigte der Kapitän den Landeanflug an.
Anschnallen, Sitze aufrecht stellen.
Bei der Gepäckausgabe standen wir noch lange zusammen und wollten gar nicht heimfahren. Wir wollten von jedem seine Geschichte hören
Dreimal aus- und Einchecken.
Viermal einen Flughafen durchqueren, die richtigen Schalter finden, das richtige Gate, alle Kontrollen.
Die Zeit verlieren.
Ich habe immer noch die Seoul-Zeit auf der Armbanduhr, und die geht etwas nach.
Ich hatte eine 20-Stundennacht und einen Achtstundenvormittag.
Vier verschiedene Sitzplätze.
Der Beamte am Check-in in Seoul sprach deutsch zu mir:
Wollen Sie beim Notausgang sitzen?
Da haben Sie mehr Beinfreiheit. Aber Sie sitzen über der Tragfläche.
Mir wars recht.
Warum fliegen Sie nach Shanghai, und nicht direkt heim?
Ich zeigte ihm meinen Hinflug und das Pauschalangebot.
Er könne das Gepäck nicht bis Wien durchchecken.
China ist da sehr kompliziert, sagt er.
Wien ist eine wunderbare Stadt, schwärmte er.
Ich hätte ihn zum Diavortrag einladen sollen, fiel mir zu spät ein.
Und er riet mir, wo im Flughafen das beste Restaurant wäre.
Als ich allmählich wieder mit den Langnasen in Kontakt kam, fand ich uns Europäer klobig und klotzig.
Jeder beansprucht soviel Raum.
Eine Brücke waren die arabischen Stewardessen bei Emirates. Bildschön sowieso, aber auch fröhlich. Die schönste hat mich am Arm gestreichelt, damit ich aufwache und ihr die Decke zurückgebe.
Auf den Sitzbildschirmen liefen martialische Szenen. Grün- und metallgesichtige Wesen aller Zivilisationen standen einander in Formation gegenüber, hielten Ansprachen, schleuderten Felsen oder Lichtblitze. Sprangen durch eine senkrechte Wasserwand und landeten in einer Welt von Quadratköpfen, die ihnen feindlich begegneten. Bäume hatte klotzige Kronen, quadratische Hummeln torkelten über Wiesen, über die quadratische Schweine galoppierten. Mit einem Hammerschlag auf ein Schachbrett erhielten die Kämpfer ein Quadratschwert und einen Trompetenrevolver, um sich zu wehren und vor der Verfolgung durch die ausländerfeindlichen Quadratköpfe zu retten.
Es zog in der Businessclass. Irgendjemand hat das Fenster geöffnet.
Das war wegen des Bratendunstes. Sie haben in der Küche Palatschinken geschupft. Sie haben ja an den Sitzen gefragt, was jeder essen möchte. Dann mussten sie Palatschinken machen, Pizza und Falafel. Und Bier mussten sie bringen. Wein hatten sie nicht da.
Schließlich haben die Stewardessen getanzt. Der Kapitän hat sein Team vorgestellt: aus Brasilien, aus China, aus Kamerun, aus Spanien. Vor der Trennwand zur Businessclass. In ihren knappen Kostümen. Den Cancan nach Musik vom Band. Für die Kinder oder die Männer. Die Kinder jedenfalls sind herausgestürzt und haben mitgemacht. Die Mütter waren erleichtert. Die Männer haben Augen gemacht. Plötzlich ist eine Gemeinschaft entstanden. Die Europäer gaben ihre Reserviertheit auf, die Araber ihre Standesdünkel, die Chinesen legten ihre Handys weg.
Und als es am schönsten war, kündigte der Kapitän den Landeanflug an.
Anschnallen, Sitze aufrecht stellen.
Bei der Gepäckausgabe standen wir noch lange zusammen und wollten gar nicht heimfahren. Wir wollten von jedem seine Geschichte hören
weichensteller - 30. Aug, 17:29