Reisen ins Fleisch 2

IMG_2864

Das Flugzeug ist 5 Minuten zu früh in Wien.
Das Zeitfenster zu meinem Zug ist 30 Minuten - also 35.
Die Gepäckausgabe dauert 20 Minuten.
Wir kennen uns langsam, die da stehen.
Dann eile ich zum Bahnhof.
Vor jedem Ticketautomaten zwei Personen.
Reisende, die den Automat noch nicht kennen.
Ich helfe mit, um zu beschleunigen.
Als ich zur Treppe komme, kommt ein Schwall vom Ankömmlingen herauf.
So betrete ich den Zug, der zum Hauptbahnhof fährt.
Dort erst ist der Schnellzug nach Süden.
Genug Platz, auch ohne Reservierung.
Und dann steigt noch eine alte Freundin ein.
So eine Überraschung!
Wir sehen uns einmal im Jahr.
Es gibt viel zu erzählen.
Der Sitznachbar muss etwas mitbekommen haben aus unseren Leben.
Lächelnd blickt er aus dem Fester, und dann wieder in die Zeitung.
Als die Freundin ausgestiegen ist, frage ich ihn nach einer Büroklammer.
Er hat tatsächlich einen Draht, um die Sim-Lade des Telefons zu öffnen.
So kann ich die chinesische Karte gegen meine alte zurücktauschen, die ich in der Hülle aufbewahrt habe.
Nun kann ich alle verständigen, dass ich gelandet bin

Am Bahnhof werde ich abgeholt von meinem treuen Mesner, der gestern und heute meine Kartons in meine neue Wohnung übersiedelt hat. Das Bett ist da, und Geschirr für die Küche. Morgen ist die Abschiedsmesse von meiner bisherigen Pfarre. Ich schlafe ein mit vielen offenen Fragen.

Früh bin ich wieder wach, lese in Bae Suah, Weiße Nacht, bin ganz bei mir.
Als ich hellwach zur Kirche komme, stehen viele Autos da.
Ich frage scherzhaft, ob ein Begräbnis ist, sie lachen.
Ich habe viele Hände zu schütteln am Weg zur Sakristei.
Fröhlich trete ich ein und sehe sechs Ministranten freudig lächelnd auf mich warten. Sie haben etwas vor. Ich bekomme einen Ablaufplan. Ich höre Musikinstrumente.
Als ich das Evangelium gelesen habe, wird ein Lehnstuhl vorgetragen und zwischen die Bankreihen gestellt. Von dort höre ich die Kinder beraten, wen sie auf die Party einladen wollen, und habe Einwände gegen ihre Vorbehalte gegen Personen sowie gegen Pläne, bei denen die Geladenen nützlich sein sollen. Sie haben meine Einwände erwartet.
Sie machen ein Predigtgespräch mit mir, wie sie es bei mir erlebt haben.
Sehr aufmerksam tragen sie ihre Überlegungen vor und sind gespannt auf meine Antworten. Nach dem Schlussgebet bedanke ich mich und erzähle:
Während der ganzen Messe sind mir zu jeder Person im Kirchenraum die Begegnungen wieder eingefallen, wie und wo wir uns kennengelernt haben.
Ich bekomme einen Geschenkkorb und ein launiges Abschiedsgedicht, wo vieles genannt wird, was sie mit mir verbinden:
die musikalischen Experimente,
die Geburtstagsbesuche,
das Martinsspiel, der Ritter mit Fahrradhelm, der sich, als er gesucht wird, um Bischof zu werden, unter dem Altar versteckt,
die Sitzungen, die in ihren Häusern sind und mit einem feinen Mahl beginnen,
der Pfarrausflug mit der Messe in der Bergkirche, der Besichtigung meiner Modellbahn, dem Pizzaessen, dem Schwimmen im See und der Schifffahrt,
die Reise mit den Firmkandidaten nach Assisi,
mit den Erstkommunionkindern nach Grado,
und meine leuchtenden Augen, wenn ich von der Modellbahn erzählte

Am Nachmittag bin ich Bogenschießen im Bergwald
und treffe, obwohl lange Pause war, gar nicht schlecht

Am Abend versuche ich, wenigstens das Küchengeschirr in den Kisten zu finden und einzuräumen
eine neue Ordnung muss gesucht werden

Am Montag treffen wir uns zeitig bei der alten Wohnung
und viele sind gekommen!
Ich sorge mich um die großen Möbel, den alten Schreibtisch, das Sofa, die Sauna, wie das über die Treppen kommen soll, ob das in den Wagen passt, wo das in der neuen Wohnung stehen wird.
Aber noch mehr bin ich überrascht über die vielen kleinen Sachen, wie die geschickt verpackt und verstaut werden, die Stereoanlage, die Musikinstrumente, die Fahrräder.
Und wie das alles heraufwandert über die Treppen in die neue Wohnung, und ich aufgegeben habe zu sagen, das gehört dahin, das dorthin. Immer wieder kommen große Möbel, aber ihr Standplatz ist bereits verstellt.
Am Ende, als sie sich schnaufend verabschieden, ist knapp nach Mittag, fast alles ist da, aber wie Steintrümmer auf der Schütt verteilt, oft übereinander gestapelt.
Am Samstag ist die Einweihungsfeier.
Sie werden da sein.
Sie können sich die neue Ordnung nicht vorstellen.
Ich auch noch nicht

Ich entdecke, dass der Strom aus ist
Ich versuche alle Schalter und Steckdosen
Im Stiegenhaus finde ich den Sicherungskasten, dort ist alles in Odnung.
Im Stiegenhaus funktioniert das Licht.
Die Nachbarin hat Strom.
Ich spreche mit dem Hausmeister.
Er sagt: der Vormieter hat den Stromanschluss abgemeldet.
Wir vereinbaren einen Besuch bei den Stadtwerken am nächsten Tag

Ich spüre die Oberarme
ins Fleisch kommen: In-Karnation
Möchte am liebsten in den Wald hinaus,
auf die Berge
habe keinen Hunger
Gehe es langsam an
Beginne beim Kleiderkasten
Sehe nun, während ich die Abteil- und Regalbretter suche, wie klug er gemacht wurde vom Diakon: ohne Schrauben, stützt sich allein aufs Gewicht der Bretter und der Kleiderstapel
die Regalteile
beginne, eines, zwei zusammenzubauen mitten im Schachtelfeld
langsam und schrittweise
immer feht etwas, das irgendwo in Kisten versteckt ist
Wie kann mitten im Durcheinander bleibende Ordnung entstehen
Ich beobachte die Versuchung, wegzulaufen
buddhistisch weiß ich, dass das Problem das Ich ist
arbeite selbst am eigenen Geist
baue eine unmögliche Ordnung!

Ich finde eine Kerze, aber kein Feuerzeug
Durchs Fenster scheint die Straßenlaterne

Am nächsten Morgen fallen mir zwei Dinge ein:
die ersten Schritte zur neuen Odnung, und
der Namen einer Frau, die ich früher gekannt habe, und dann vergessen

Im Keller habe ich eine Steckdose gesehen
Dort mache ich mit dem Wasserkocher Wasser heiß für den Kaffee

Am dritten Tag standen schon zwei Regalwände und waren provisorisch mit Büchern beladen

Das Haus hat gute Türschnallen
und ein geräumiges helles Stiegenhaus
die großen Fenster mit Jalousinen aus drehbaren Metalllamellen

Klärung überzieht das Feld der fest gewordenen Lavasteine
Heute war ich im Wald laufen
Heut Nacht könnte Polarlicht scheinen
Ich sah, dass es gut war
logo

ferne

besucher

Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt. Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

2 Kor 16f

Please Leave A Message Here!

Aktuelle Beiträge

Reisen ins Fleisch 2
Das Flugzeug ist 5 Minuten zu früh in Wien. Das Zeitfenster...
weichensteller - 3. Sep, 10:05
Zeit im Flug
Vier Flugzeuge an einem Doppeltag. Dreimal aus- und...
weichensteller - 31. Aug, 08:07
Das letzte Abenteuer
Der Hallasan ist der höchste Berg Koreas und liegt...
weichensteller - 31. Aug, 08:04
Karel Brabec
ist Medizinstudent, Reisender, Ruderer, arbeitet gerade...
weichensteller - 29. Aug, 11:15
Zurück aus der Zukunft
Die Toten hat man mit dem Blick nach Osten begraben,...
weichensteller - 29. Aug, 10:17

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6633 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 3. Sep, 10:05

Credits

Knallgrau New Media Solutions - Web Agentur f�r neue Medien

powered by Antville powered by Helma


xml version of this page

twoday.net AGB

Free counter and web stats

Balkan diesmal
China
Fremdgang
Grund und Boden
Korea
Pilgern
Portugal
Vom Ende und dem Rest der Dinge
Wo alles aus ist
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren