Sonntag, 24. August 2008

Was wir koennen

Patmos


Man kann die Wellen am Berge rauschen hoeren, und man kann vor dem eigenen Schatten erschrecken am Meeresgrund, den der Mond hinwirft auf die Kiesel und Meerespflanzen.
Man kann Reiseplaene machen am Festland und stranden auf einer Insel mit venezianisch gebauten Haeusern und kraeftig purpur bluehenden Straeuchern, und auf die Nyphe Kalypso hoffen (dann kaeme ich wohl laenger nicht mehr...). Man kann dort die weissen Tauben sehen, die im Seemannslied fuer die Verstorbenen stehen, und an die Seelen der fuer den Glauben Verfolgten denken, die unter dem Altar rufen:
  • Herr, wie lange noch!
- Aber eines ist noetig: du musst geopfert haben, dich dargebracht zur rechten Zeit.

Weil doch

zwischen dieser wunderbaren Insel mit dem in der Mitte thronenden Johanneskloster, dem klaren Wasser mit den lieblichen Straenden, dem guten, leichten Essen, den kleinen Doerfern und den unzaehligen Kirchlein - und dem Paradies kaum mehr ein Unterschied sein kann, suche ich nach Anzeichen der Erloesung in den Gesichtern der Heimischen und Fremden. Aber ich finde neben griechischer Griesgraemigkeit eilige Alltagsbeflissenheit, launige, gereizte Langeweile oder stumpfe Anspannung in den Augen der Moped- und Motorradfahrer, die droehnend und knatternd auf den wenigen Strassen die Idylle durchkreuzen.
Auch in der Offenbarungshoehle ersticken die unentwegt kreuzschlagenden Leiber das Ruhende, im Hof des Johannesklosters die unablaessig hereinquellenden verschwitzten Scharen, sodass wir abruecken zu einer schattigen Ecke in den benachbarten Gassen, und alles Voreilige von den Bildern fernhalten, die wir uns machen vom hereinbrechenden Ereignis.
Mehr Geist war auf entlegenen Wegen, mehr Atem am noerdlichen Zipfel, wo nach Kabos zwischen Thymianpolstern manchmal eine Brise Meeresrauschen heraufwehte, als waere die Huegelsenke eine Muschel, die man ans Ohr halten kann. Wie seit minoischen Zeiten, seit Alexanders Feldzuegen oder der jungen Kirche, ziehen Raumvoegel Schleifen und durchtrennen zu Mauern aufgeschichtete Steine die flimmernd gruenen, stacheligen Haenge, und wenn du zu nahe kommst, stiebt die Ziegenherde trippelnd auseinander. Unten, am schmalen Sandsaum, siehst du einige Punkte sich loesen und hinueberbewegen zu einem braunen Platz, und etwas spaeter brausen einige Mopeds herauf mit braungliedrigen Gestalten mit verschlossenem Blick - aber kurz darauf deutet nichts mehr darauf hin, dass man Vergnuegungen nachstellen muss bis ans Ende der Welt.
  • Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen. Offb 1,7

Patmos2

Die Burschen

kuessen ihre Maedchen mit siegesgewissen Blicken und einer Hand in der Hosentasche.

Die schmalgesichtigen Griechinnen

mit ihren Hakennasen blicken streng und ernst mit ihren hohen Augenbrauen. Ihr rotes oder dunkelblondes Haar ist zu einem Zopf zurueckgebunden, und ihre schmalen Schultern tragen auf duennen Traegern enge Sommerkleidchen: aber sie wuerdigen dich keines Blicks, und selbst fuer ihre Kinder haben sie kaum ein Laecheln.
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besucher

Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt. Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

2 Kor 16f

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