Zur Transformation des Katholischen
Wenn ich sonntags durch die Strassen meines Pfarrgebietes gehe, begegne ich vielen mir vom Sehen bekannte Menschen, im Cafe, mit dem Hund, beim Joggen, und sie alle haben es nicht eilig, in die Kirche zu kommen. Die koennen nicht alle evangelisch sein.
Der Pfarrer, der durch Sarajevo schreitet, trifft lauter Moslems, von denen er frueher dachte, dass sie ungebildet und im jugoslawischen Sinne saekular waeren. Stattdessen begegnen ihm heute urbane Akademiker, von denen sich viele wieder ihrer Religion besinnen, und sie bestimmen das Stadtleben; der Pfarrer mit seiner kleinen, ueberalterten Katholikenschar ist ins Hintertreffen geraten.
In beiden Gesellschaften ist das Christliche marginalisiert, einmal durch den jahrhundertelang aus der europaeischen Kultur erwachsenen, heute immer wieder intoleranten Saekularismus, in dem auch der Hass auf das Christentum artikulierbar wird - zum anderen durch die von der Nachkriegsordnung beguenstigte Dominanz der bosnischen Muslime mit ihrem importverstaerkten neuen religioesen Selbstbewusstsein.
Gleich ist uns beiden, dass es Zeit wird, mit der veraenderten Situation etwas anfangen zu koennen, statt die Entwicklungen zu ignorieren oder zu betrauern.
Man sollte sich den Anfang nicht aus der Hand nehmen lassen...
weichensteller - 9. Jul, 17:17