Was alles in einem Jahr
geschehen wird oder geschehen ist, in einem einzigen Blick zu haben, die Aufführung mit dem selbstkomponierten Lied, der gelungene Ausflug, der geschriebene Text von den Romananfängen, der Leser gefunden hatte, das Gespräch mit wenigen Worten und viel Zusammengehörigkeit (das wohl nicht), der Kuß auf die Wange mit den Sommersprossen. Aber es wird in solchen Abständen geschehen oder geschehen sein, dass es kaum wahrgenommen wurde, weil sogleich etwas anderes dagewesen war, ein Anspruch, eine Sorge.
Und ist hier im Il Principe zu sitzen in Jeans und Sommerhemd und Sandalen, mit einem Glas Rotwein, und Ransmayr zu lesen und die Gedanken auf Reisen zu schicken, etwa schlechter oder weniger, als in der Trattoria in Limnos auf Kreta, wo ich Christa Wolf und Kassandra nachgefahren war, oder in Kali Limenes, diesem stillen, menschenleeren Campingplatz, an dessen Strand einst Paulus gelandet war?
Diesmal werd ich Naso nachfahren, Publius Ovidus Naso, dem Verbannten, und werde wie dieser nicht wissen, was Heimat ist, wenn man dort nicht sprechen darf, und sein wie man selbst.
Auch das Il Principe hat Gerüche, von einem Pizzaofen im Garten kommen Schwaden von Fischgeruch oder von frischem Brot, und das ausgelassene, nein verbissene Gelächter vom Nachbartisch, das zu weit auffahrende Gedanken bremst, könnte ja in jedem Land sein.
Also auch das eine Frage des Geistes: wo du bist, und wobei.
Cioran wird mich lehren, dass Gültiges durchs Feuer der Verzweiflung geläutert wird, dass kein Halt ist, keine Gewißheit, keine Ruhe – was heißt lehren, warum mich.
Muß ich also noch reisen?
Ich WILL
Und ist hier im Il Principe zu sitzen in Jeans und Sommerhemd und Sandalen, mit einem Glas Rotwein, und Ransmayr zu lesen und die Gedanken auf Reisen zu schicken, etwa schlechter oder weniger, als in der Trattoria in Limnos auf Kreta, wo ich Christa Wolf und Kassandra nachgefahren war, oder in Kali Limenes, diesem stillen, menschenleeren Campingplatz, an dessen Strand einst Paulus gelandet war?
Diesmal werd ich Naso nachfahren, Publius Ovidus Naso, dem Verbannten, und werde wie dieser nicht wissen, was Heimat ist, wenn man dort nicht sprechen darf, und sein wie man selbst.
Auch das Il Principe hat Gerüche, von einem Pizzaofen im Garten kommen Schwaden von Fischgeruch oder von frischem Brot, und das ausgelassene, nein verbissene Gelächter vom Nachbartisch, das zu weit auffahrende Gedanken bremst, könnte ja in jedem Land sein.
Also auch das eine Frage des Geistes: wo du bist, und wobei.
Cioran wird mich lehren, dass Gültiges durchs Feuer der Verzweiflung geläutert wird, dass kein Halt ist, keine Gewißheit, keine Ruhe – was heißt lehren, warum mich.
Muß ich also noch reisen?
Ich WILL
weichensteller - 6. Jul, 23:31