1. An diesem verregneten Tag

in Struga, Mazedonien, am Ufer des Ochrid-Sees, der zwischen zwei heutigen Balkanstaaten liegt, beginnt sich mir ein durch Jahrhunderte verworrenes Balkanbild aufzuklaeren, das vielleicht fuer das Widerspruechliche alles Irdischen stehen koennte.

Sechs Tage atme ich nun Balkanluft, die Bahnfahrt durch Italien eingerechnet, wo kein Zug unter einer Stunde Verspaetung hatte und ich so jegliche Anschluesse versaemte, was immer einen Aufpreis zur Folge hatte, in modernsten Triebwagengarnituren, wo in 10 oder 12 klimatisierten Wagons insgesamt gerade 1 WC benuetzbar war, wenn man gewillt war, durch Urin zu waten und den Gestank zu ertragen.

Die freundliche Hafenstadt Durres, das geschaeftige Tirana mit seinen ehrgeizigen Hochbauten aus Beton, Glas und Aluminium, oder das vernachlaessigte Shkoder, hinter dessen bruechigen Fassaden langsam die unvermeidlichen Betonskelette wachsen.

Roemisches Amphitheater in DURRES, Albanien

Im Zentrum von TIRANA



Alles das war mir verbunden durch die unverbruechliche Freundschaft einiger Kuenstler und Archaeologen, die heute im Land verstreut leben und die mein Besuch nach 10 Jahren wieder zusammengefuehrt hatte. Sytkis Merzedes und Adnans unwiderstehliche Ironie, Gezims klares Urteil ueber sein Land und seine Ausgrabungen und Agrons ruhige Klarheit halfen ueber jegliches Auseinanderklaffendes hinweg>
Sei es ueber die beiden von arabischen Brudervoelkern nach dem Krieg errichteten riesigen Moscheen inmitten struppiger Gaerten, in denen sich eine Handvoll Glaeubige zum Gebet trafen,
Sei es der geduldig sich in die Berge schlingende Saumweg, ueber den ein Kleinbus 3 Stunden lang erst hinauf, spaeter wieder zurueck rumpelte und so tief katholische Alpendoerfer, in denen das Kanun herrschte, das alte albanische Stammesrecht, mit der allgemeinen Gesetzlosigkeit der Ebenen verband, in denen jeder sich holte, was zu holen war:
in den 90er Jahren die Arsenale der Kasernen, heute Grund und Boden ehemaliger landwirtschaftlicher Betriebe, um darauf eines von Zehntausenden neongelber oder pastellrosa Legohaeuschen zu errichten.

Theth, in Albaniens Bergen im Norden

Grosse Kuenstler und ich: Agron Mesi, Adnan Bushati

Gezim Hodga fuhrt Adnan und Sytki durch die Ausgrabung des roemischen Lezhe

Ausser Haeuschen und Tankstellen, Banken und Lagerhallen waechst kaum etwas hier, sagt Gezim, ein Haendlervolk, das nichts produziert, eine Wirtschaft, die auf Luft baut, wie die Pyramidenspiele, die 1997, bei meinem ersten Besuch, gerade unter heftiger Anteilnahme der auf den Strassen versammelten Massen zusammengebrochen waren.

Strasse in Shkoder, Albanien

Strasse in Shkodra

Strasse in Shkodra

Albanien ist wunderschoen geworden, schwaermt verliebt mein Sitznachbar mit schweizerischem Akzent, und sieht patriotisch als Eines, was unueberbrueckbare Widersprueche sind. Und er hat recht, weil er jung ist wie ein Grundwehrdiener, und zwei kleine Kinder hat und eine Frau, die aussieht wie Angelina Jolie und kein einziges Mal gelacht hat waehrend der 5 Stunden Busfahrt von Tirana nach Struga, ich hab sie zwischen den Sessellehnen genau beobachtet.

Toleranz hatte er es genannt wie die von aufgeklaerten Deutschen verfassten Reisefuehrer, was in der Sprache des Glaubens nur Schwaeche des Bekenntnisses ist>
  • in Villach schon allgemeine Gutmuetigkeit, in Verbindung mit einem irgendwie vorhandenen Familienleben und dem Nichtausschluss der Existenz eines Hoeheren Wesens, das zuletzt schon seinen Segen dazugeben wird zu dem, was sie eigenmaechtig angerichtet haben wie zur Speisensegnung,
  • in Albanien eben die familiaere Gemeinschaft von Moslems, Orthodoxen und Katholiken, die das friedliche Interesse an ihrer unmittelbaren Realitaet sowie die Ahnungslosigkeit ueber ihre eigene Religion gemeinsam haben, kein Gebet kennen, aber einander heiraten und begraben wie in alten Tagen.
SCHLAGLOCH - 7. Aug, 19:04

Hallo Weichensteller! Die Ursprünglichkeit der Menschen,

die abseits von unserer Wohlstandsgesellschaft leben und die Unberührtheit von nicht erschlossenen Landstrichen kann jemandem, der aus der Überflussgesellschaft kommt, stark beeindrucken. Es sind Eindrücke, die man aufsaugt wie ein Schwamm, wenn der Schwamm voll ist, kehrt man wieder in seine Umgebung zurück. Unser Wohlstand, hier in Villach, ist ein Hindernis für ein radikales Leben. Wieviel Radikalität verträgt der moderne Mensch? Gute Reise.
Gruss schlagloch.

Nachtlicht - 7. Aug, 20:16

Worte steinernd

Worte, so hart, steinernd fast.

Und wie geht es Dir?

weichensteller - 9. Aug, 12:31

Es geht mir

wie einem Auserwaehlten, Gefuehrten:
HERVORRAGEND.
Danke euch beiden fuer eure Anteilnahme!
logo

ferne

Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt. Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

2 Kor 16f

Please Leave A Message Here!

Aktuelle Beiträge

Danke dir! Aber schlafen...
Danke dir! Aber schlafen könnt ich immer noch, besonders...
weichensteller - 14. Sep, 21:17
erwachend
Ich wünsch Dir, lieber Schlafkaiser, viele ausgeschlafene,...
offenesherz - 9. Sep, 16:14
Ich Schlafkaiser
Hab ich schon erzählt, welche Gabe des Schlafs ich...
weichensteller - 6. Sep, 09:02
Flüchtlinge
Wie wirken diese lauten, vergnügungssüchtigen Menschen...
weichensteller - 1. Sep, 23:04
Hallo Weichensteller!...
was die höchste Tugend ist, Weisheit, Glaube oder Liebe?...
SCHLAGLOCH - 30. Aug, 12:18

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6157 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Aug, 19:44

Credits

Knallgrau New Media Solutions - Web Agentur f�r neue Medien

powered by Antville powered by Helma


xml version of this page

twoday.net AGB

Free counter and web stats

Balkan diesmal
Fremdgang
Grund und Boden
Pilgern
Vom Ende und dem Rest der Dinge
Wo alles aus ist
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren