Bekenntnisse eines Reisenden I

Warum Reisen fasziniert, warum ich mich diesen Tortouren aussetze und mich nicht wie andere vernuenftige Leute mit einem Bade- oder Wanderurlaub begnuege. Und ob denn soetwas gar erholsam sei.

Das haben meine Mitarbeiter schon beantwortet, die mittlerweile fuer meine Rueckkehr leere Schreibtische und vorsichtig beschriebene Terminkalender bereithalten:
Ich komme beladen und brennend.

Dabei ist mir Reisen nichts anderes als jegliches Leben, wie es mir zufaellt:
Eine Erprobung, eine Bewahrheitung. Meine Verkuendigung bekommt Farbe.
Der Fussballer Prohaska hat, als er noch genialer Mittelfeldregisseur war, gesagt, er entscheide sich niemals fuer den einfachsten und naheliegenden Pass, sondern immer fuer den schwierigeren, unerwarteten.
Wie soll ich bleiben an irgendeinem Badestrand zwischen Adria und Schwarzem Meer, wenn die Unruhe mich fuert, in der sich fremde Staedte ankuendigen, neue Fragen.

Du kommst an einen Ort und musst etwas anfangen koennen.
Heute, nach der umstaendlichen Suche, dann endlich mit vollem Gepaeck in der Gluthitze des fruehen Nachmittags bei der Jugendherberge angekommen: nichts frei, die trockene Auskunft, auf meine unglaeubige Nachfrage ebenso trocken widerholt/ waehrend gegenueber entspannt das Paerchen aus dem Autobus sass und, wenn ich mich nicht taeusche, noch gegrinst hat.
Im Restaurant um die Ecke noch einmal die Hotellisten, bei einem Glas Fruchtsaft, und dem naemlichen Rezeptionisten unbeeindruckt an der Theke lehnend./
Wieder zurueck zum Bahnhof, ein Taxi, eine Adresse, und schon wieder: ein ahnungsloser Fahrer, kennt die Strasse nicht, kann nicht Karten lesen, fragt, sucht, ich fuehre ihn schliesslich (und zahle nur die Haelfte).
Und da nunmehr die Frage, unerbittlich: Diese Stadt will mich nicht, geh weg. Warum fahre ich nicht gleich weiter und spare Zeit, was haelt mich noch hier.

Dass man so denken kann, das ist dieses Reisen.
Und dass es dann anders kommt.

Denn das winzige tuerkische Hotel ist ein Segen, auch der junge Besitzer. Er traegt mir den Rucksack hinauf und serviert mir Tee aus seinem Teehaus nebenan. In seiner tuerkischen Sprache erzaehlt er mir, dass er 1991, noch in Jugoslawien, zu einem Weinernteeinsatz nach Oesterreich gekommen ist: Krems, Langenlois, Strass, Hadersdorf. Er zeigt mir das Abschneiden der Trauben, den Bottich, den Traktor und die Presse. In der Unterstadt von Skopje.
Ich war schnell vertraut mit Skopje, wenigstens mit der Altstadt. (Ich beginne immer beim Alten)
Und das ist jetzt mein Reisen:
Eine Zwiesprache, ein Fragen und Antworten, ein Gang auf weichem Grund, der manchmal traegt und manchmal nachgibt.


Dieser Grund ist meine Heimat, vielleicht versteht man das einmal Zuhause, nicht das, wo ich aufgewachsen bin und dessen Abdruck mein Herz ist, oder wo ich jetzt lebe. In der Fremde ausgesetzt, ist mir Fenster zu diesem Grund.

Und wer mir nicht glaubt:
Als ich auf die Erde gekommen bin, hat in Makedonien der Boden so gewackelt, dass halb Skopje ohne Dach vor dem Himmel war. Den Bahnhof haben sie so gelassen, zusammen mit der Uhr, in dieser Zeit, und einen neuen gebaut. Was wird sein an dem Tag, da ich sterbe. Wird dann alles aufstehen.

Felsenkirche Sveti Atanas bei Struga, Mazedonia

Sveti Bogorodica Pervilepta, Ohrid

Ohrid, Mazedonia

Die Burg Zar Samuils, im Reich von Ohrid, 10. Jht

Sveti Kliment, Ohrid, Mazedonia

Romasiedlung in Skopje, Mazedonia

Burg von Skopje, Mazedonia

Mutter Teresa aus Skopje
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ferne

Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt. Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

2 Kor 16f

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