Fuer Gefestigte
Und so muesste die Theorie der Fraglichkeit aussehen, nach einem ganzen Tag im Stadtpark, lesend und schreibend, nach einem langen Frühstück mit dem Regens des Priesterseminars von Sarajevo, in dem ich wie ein König residiere, wie eine Antwort, warum ich nicht als Priester erkenntlich bin und dermaßen willkürlich reise :
also gar nichts zu tun haben und zugleich ganz damit uebereinstimmen, denn wenn eine Theorie nicht der Wirklichkeit abgeschaut ist, was soll sie dann/
Diese Theorie koennte bei Abraham anheben, der voellig unvermittelt Gottes Stimme hoert, und der Midrasch fuegt immerhin eine Geschichte ein zur Bezeugung seines strikten, nirgendwo ableitbaren Monotheismus, der dem Denken Koenig Nimruts und seiner Zeit doch voellig entgegenstand, und fuer den sein Auftrag jedenfalls ein ploetzlich ueber ihn hereinbrechendes Ereignis ist, dem er sich stellt, obwohl es ganz und gar unabsehbar ist/
Sie wuerde aufweisen, wie fuer ihn immer wieder alles auf der Kippe steht, angefangen beim Aufbruch, bei der Hungersnot in Kanaan, in Aegypten, beim Besuch der Gottesmaenner (deren Existenz zwischen Einheit und Differenz oszilliert), und von da an immer deutlicher gerade die Wahrheit seiner Verheissung, von Sara angezweifelt und eigenmaechtig interpretiert, und, was am Spiel steht fuer ihn und alle Spaeteren, immer weiter auf die Spitze getrieben wird, bis zuletzt, am Moria, ihm selbst mit dem Messer in der Hand die Wahrheit herauszustellen in die Hand gegeben ist:/
wie also, bereits in diesem ersten Durchgang, das ploetzliche Gewahrwerden des Offenen des Abgrunds dessen entschiedene Beantwortung erfordert, und wie das ganze glaeubige Menschenleben als schrittweises Zugehen gerade auf diese Begegnung verstanden werden kann,
mithin als Vorgang der Aussetzung des Menschen an die immer weiter um sich greifende Fraglichkeit der Welt../
Die Eroerterung wuerde fortfahren mit den Etappen der Wahrnehmung steigender Fraglichkeit des Volkes der Hebraeer, die in dem Gastland von Bevorzugten zu Slkaven werden und nach und nach dazu gezwungen werden, Stellung zu nehmen in ihrem Stolz und Selbstverstaendnis als Glaeubige, und noch deutlicher im Geschick des Mose, dessen blosse Existenz von Anfang an auf der Kippe steht (welch hervorragende Metapher fuer die Fraglichkeit/das auch Nichtseinkoennen des Seienden) und sich bald in den Zwiespalt zwischen dem koeniglichen Adoptivsohn und der Verwandtschaft mit Sklaven, spaeter in den zwischen einem freien Wuestensohn und den Wirrnissen in Aegypten, und zuletzt noch viel staerker in den zwischen der Wahrheit seines Auftrags und der voelligen Widrigkeit seiner gesamten Wuestenumgebung und deren Deutung durch seine Bezugsgroesse, des gerade auserwaehlten Volkes verwandelt,
eine Zwiespaeltigkeit, die solcherart den Gottesglaeubigen ueberhaupt, und besonders ihren Propheten als zutiefst zueigen nachhaltig bezeugt waere./
Es waere in der Folge ein leichtes, an weiteren biblischen Zeugnissen die Theorie der Fraglichkeit weiter auszubreiten und sie nicht nur in der Fraglichkeit der eigenen Existenz des Glaeubigen, seines Angesprochenseins durch Gott und der Wahrheit des goettlichen Wortes darzustellen,
sondern sie etwa in der Frage nach der Vernunft von Sinn bei Hiob
oder auch in der Frage nach der Moeglichkeit von Gebet und Lobpreis Gottes am Psalm 145 weiter zu veraesteln und spaeter wieder zu systematisieren./
Am Christusereignis des NT wuerden sich alle Spielarten der sich am Glaubensweg immer weiterentfaltenden Fraglichkeit in den Erfahrungen der Aposteln wieder finden lassen, die ihr Zuhause und ihren alten Glauben zuruecklassen und mit Jesus einen neuen Weg betreten, der sie alle Sicherheiten und Vorverstaendnisse kosten wird bis dorthin, wo er selbst ihnen genommen wird und darauf, als sie im Zustand aeusserster Irritation, auf der Kippe schlechthin, beginnen wollten, aufzugeben und sich abzufinden,/
wiedergeschenkt wird als derselbe und ein Anderer, sodass ihnen sozusagen Hoeren und Sehen vergeht und erneuert wird als eine neue Taufe ein fuer allemal./
Solches liegt uns in der Wiege, und wen sollte wundern, wie Paulus zu ringen hat um Sinn und Logik von Wort, Gesetz und Auftrag, um Glauben fuer alle und fuer einzelne, und wie spaeter die Theologen kaempfen um den Sinn dieses Weges der Fraglichkeit in der griechisch/philosophischen Welt/
wie dabei in gaenzlich unerwarteter Steigerung zuerst die Person Christi selbst fraglich wird, sodann der Geist und schliesslich die Einheit und Freiheit Gottes selbst, und schliesslich gar seine Bezeugung durch heilige Bilder und seine Verehrung durch ein geeintes Volk./
Von den Volksmissionen bis zu den Kreuzzuegen und den Wirrnissen der beginnenden Neuzeit, und erst recht von den tiefen Spaltungen in der Kirche selbst fuehrte der Aufweis der sich vertiefenden Fraglichkeit bis zur Vollendung der Entfremdung zwischen einem gottgemaessen Leben und der Selbstgewissheit einer aufgeklaerten Welt geradewegs in die heutigen Fragestellungen, wie denn ueberhaupt Gott sein koenne angesichts einer auch ohne ihn bestens orientierten Welt./
Somit haette sich im 1. Abschnitt der Theorie die Beweislast umgekehrt, und Welt und moderne Wissenschaft wuerden durchsichtiger werden in ihren Anstrengungen um Unfraglichkeit, also um Gewissheit und Evidenz,
wie seinerseits das Seiende zugleich durch seine Existenz darin verankert
und durch seine zunehmende Fraglichkeit davon entfernt wird, wenn man so sagen kann./
Und so wuerde zuletzt das von der Geschichte so teuer erkaufte Andersseinkoennen des Menschen und seiner Welt folgerichtig immer schwanken zwischen der ganz diesseitig verorteten Fraglosigkeit
und dem im eigenen Vollzug stattfindenden Zuruecksinken in ausweglose tiefe Fraglichkeit/
und darum bereitwillig sofort wieder preisgegeben werden,
als koennte man in einem Strom der stetigen Steigerung und Entfaltung des Immer-Selben leben wie die am Ferhardija-Boulevard defilierenden modernen Menschen,
als gaebe es die vielleicht von Minen verunstalteten Menschen nicht,
die dann und wann an unseren Tischen erscheinen und ihren Anteil wollen am Selben,
all dies gerade in der Mitte zwischen dem grossen Park mit seinen Grabmaelern und dem gelben Gras
und der B., die von den Osmanen hinterlassen wurde
wie der nur halb vollzogene Glaube, der diese Menschen von ihren Nachbarn unterscheidet,
sodass sie sich seit wenigen Jahrzehnten als Nation bezeichnen
und uns erst richtig fremd geworden sind,/
obgleich sie derart natuerlich und unaufgeregt durch den Samstagnachmittag schlendern und einander ungekuenstelt studentisch begruessen mit Wangenkuesschen,
an Buecherverkaufsstaenden am Marktplatz,
die doch damals, als Krieg war und 3 Jahre lang taeglich Feuer und Salven waren in der Stadt,
als Schulkinder sich morgens von der Mutter verabschiedet haben,
als wuerden sie einander niemals lebend wiedersehen,
tagtaeglich,
als sie nur Wasser holen gingen ins naechste Stadtviertel:
auf der Kippe also/
und fremd schon waren als Bogumilen, die in keiner Kirche Heimat hatten finden koennen und so dem Islam erst richtig ausgeliefert waren, als die Osmanen kamen,
und heute muehen sich die Mullahs um sie,
und auch die, scheints, grossteils vergeblich./
Natuerlich handelt es sich dabei nur um die Theorie einer Theorie,
aber das wird jeder bemerkt haben/
- sie muesste an mehreren Bibelabschnitten entzuendet werden
- und ontologisch verortet
- und sodann, das waere die Hauptsache, an Erscheinungen des heutigen Lebens dargestellt werden und somit erwiesen - und daraus ergaeben sich die Schwierigkeiten, sowohl zwischen den Erscheinungen und den Bedeutungen, zwischen Fakten und Sinn zu unterscheiden, wie zugleich diese Unterscheidung selbst wieder fraglich zu machen, wie sich das fuer eine einigermassen ordentliche Theorie der Fraglichkeit gehoeren wuerde.
also gar nichts zu tun haben und zugleich ganz damit uebereinstimmen, denn wenn eine Theorie nicht der Wirklichkeit abgeschaut ist, was soll sie dann/
Diese Theorie koennte bei Abraham anheben, der voellig unvermittelt Gottes Stimme hoert, und der Midrasch fuegt immerhin eine Geschichte ein zur Bezeugung seines strikten, nirgendwo ableitbaren Monotheismus, der dem Denken Koenig Nimruts und seiner Zeit doch voellig entgegenstand, und fuer den sein Auftrag jedenfalls ein ploetzlich ueber ihn hereinbrechendes Ereignis ist, dem er sich stellt, obwohl es ganz und gar unabsehbar ist/
Sie wuerde aufweisen, wie fuer ihn immer wieder alles auf der Kippe steht, angefangen beim Aufbruch, bei der Hungersnot in Kanaan, in Aegypten, beim Besuch der Gottesmaenner (deren Existenz zwischen Einheit und Differenz oszilliert), und von da an immer deutlicher gerade die Wahrheit seiner Verheissung, von Sara angezweifelt und eigenmaechtig interpretiert, und, was am Spiel steht fuer ihn und alle Spaeteren, immer weiter auf die Spitze getrieben wird, bis zuletzt, am Moria, ihm selbst mit dem Messer in der Hand die Wahrheit herauszustellen in die Hand gegeben ist:/
wie also, bereits in diesem ersten Durchgang, das ploetzliche Gewahrwerden des Offenen des Abgrunds dessen entschiedene Beantwortung erfordert, und wie das ganze glaeubige Menschenleben als schrittweises Zugehen gerade auf diese Begegnung verstanden werden kann,
mithin als Vorgang der Aussetzung des Menschen an die immer weiter um sich greifende Fraglichkeit der Welt../
Die Eroerterung wuerde fortfahren mit den Etappen der Wahrnehmung steigender Fraglichkeit des Volkes der Hebraeer, die in dem Gastland von Bevorzugten zu Slkaven werden und nach und nach dazu gezwungen werden, Stellung zu nehmen in ihrem Stolz und Selbstverstaendnis als Glaeubige, und noch deutlicher im Geschick des Mose, dessen blosse Existenz von Anfang an auf der Kippe steht (welch hervorragende Metapher fuer die Fraglichkeit/das auch Nichtseinkoennen des Seienden) und sich bald in den Zwiespalt zwischen dem koeniglichen Adoptivsohn und der Verwandtschaft mit Sklaven, spaeter in den zwischen einem freien Wuestensohn und den Wirrnissen in Aegypten, und zuletzt noch viel staerker in den zwischen der Wahrheit seines Auftrags und der voelligen Widrigkeit seiner gesamten Wuestenumgebung und deren Deutung durch seine Bezugsgroesse, des gerade auserwaehlten Volkes verwandelt,
eine Zwiespaeltigkeit, die solcherart den Gottesglaeubigen ueberhaupt, und besonders ihren Propheten als zutiefst zueigen nachhaltig bezeugt waere./
Es waere in der Folge ein leichtes, an weiteren biblischen Zeugnissen die Theorie der Fraglichkeit weiter auszubreiten und sie nicht nur in der Fraglichkeit der eigenen Existenz des Glaeubigen, seines Angesprochenseins durch Gott und der Wahrheit des goettlichen Wortes darzustellen,
sondern sie etwa in der Frage nach der Vernunft von Sinn bei Hiob
oder auch in der Frage nach der Moeglichkeit von Gebet und Lobpreis Gottes am Psalm 145 weiter zu veraesteln und spaeter wieder zu systematisieren./
Am Christusereignis des NT wuerden sich alle Spielarten der sich am Glaubensweg immer weiterentfaltenden Fraglichkeit in den Erfahrungen der Aposteln wieder finden lassen, die ihr Zuhause und ihren alten Glauben zuruecklassen und mit Jesus einen neuen Weg betreten, der sie alle Sicherheiten und Vorverstaendnisse kosten wird bis dorthin, wo er selbst ihnen genommen wird und darauf, als sie im Zustand aeusserster Irritation, auf der Kippe schlechthin, beginnen wollten, aufzugeben und sich abzufinden,/
wiedergeschenkt wird als derselbe und ein Anderer, sodass ihnen sozusagen Hoeren und Sehen vergeht und erneuert wird als eine neue Taufe ein fuer allemal./
Solches liegt uns in der Wiege, und wen sollte wundern, wie Paulus zu ringen hat um Sinn und Logik von Wort, Gesetz und Auftrag, um Glauben fuer alle und fuer einzelne, und wie spaeter die Theologen kaempfen um den Sinn dieses Weges der Fraglichkeit in der griechisch/philosophischen Welt/
wie dabei in gaenzlich unerwarteter Steigerung zuerst die Person Christi selbst fraglich wird, sodann der Geist und schliesslich die Einheit und Freiheit Gottes selbst, und schliesslich gar seine Bezeugung durch heilige Bilder und seine Verehrung durch ein geeintes Volk./
Von den Volksmissionen bis zu den Kreuzzuegen und den Wirrnissen der beginnenden Neuzeit, und erst recht von den tiefen Spaltungen in der Kirche selbst fuehrte der Aufweis der sich vertiefenden Fraglichkeit bis zur Vollendung der Entfremdung zwischen einem gottgemaessen Leben und der Selbstgewissheit einer aufgeklaerten Welt geradewegs in die heutigen Fragestellungen, wie denn ueberhaupt Gott sein koenne angesichts einer auch ohne ihn bestens orientierten Welt./
Somit haette sich im 1. Abschnitt der Theorie die Beweislast umgekehrt, und Welt und moderne Wissenschaft wuerden durchsichtiger werden in ihren Anstrengungen um Unfraglichkeit, also um Gewissheit und Evidenz,
- die bei Descartes erstaunliche selbstmaechtiger Selbstsetzung des Cogito anhuebe,
- sich in den philosophischen Systemen des 18. und 19. Jhts veraestele
- und in der heutigen weitgehend unreflektierten Selbstgenuegsamkeit wissenschaftlichen Forschens wie auch unter dem Stichwort Demokratie zusammengefassten Art abendlaendischer gesellschaftlicher Verfasstheit verfestigt haetten./
wie seinerseits das Seiende zugleich durch seine Existenz darin verankert
und durch seine zunehmende Fraglichkeit davon entfernt wird, wenn man so sagen kann./
Und so wuerde zuletzt das von der Geschichte so teuer erkaufte Andersseinkoennen des Menschen und seiner Welt folgerichtig immer schwanken zwischen der ganz diesseitig verorteten Fraglosigkeit
und dem im eigenen Vollzug stattfindenden Zuruecksinken in ausweglose tiefe Fraglichkeit/
und darum bereitwillig sofort wieder preisgegeben werden,
als koennte man in einem Strom der stetigen Steigerung und Entfaltung des Immer-Selben leben wie die am Ferhardija-Boulevard defilierenden modernen Menschen,
als gaebe es die vielleicht von Minen verunstalteten Menschen nicht,
die dann und wann an unseren Tischen erscheinen und ihren Anteil wollen am Selben,
all dies gerade in der Mitte zwischen dem grossen Park mit seinen Grabmaelern und dem gelben Gras
und der B., die von den Osmanen hinterlassen wurde
wie der nur halb vollzogene Glaube, der diese Menschen von ihren Nachbarn unterscheidet,
sodass sie sich seit wenigen Jahrzehnten als Nation bezeichnen
und uns erst richtig fremd geworden sind,/
obgleich sie derart natuerlich und unaufgeregt durch den Samstagnachmittag schlendern und einander ungekuenstelt studentisch begruessen mit Wangenkuesschen,
an Buecherverkaufsstaenden am Marktplatz,
die doch damals, als Krieg war und 3 Jahre lang taeglich Feuer und Salven waren in der Stadt,
als Schulkinder sich morgens von der Mutter verabschiedet haben,
als wuerden sie einander niemals lebend wiedersehen,
tagtaeglich,
als sie nur Wasser holen gingen ins naechste Stadtviertel:
auf der Kippe also/
und fremd schon waren als Bogumilen, die in keiner Kirche Heimat hatten finden koennen und so dem Islam erst richtig ausgeliefert waren, als die Osmanen kamen,
und heute muehen sich die Mullahs um sie,
und auch die, scheints, grossteils vergeblich./
Natuerlich handelt es sich dabei nur um die Theorie einer Theorie,
aber das wird jeder bemerkt haben/
weichensteller - 25. Aug, 19:21