am Grunde

Angefangen hat alles damit, dass einige dieser wunderlichen Pflanzen mit den weiss/gelb/braungestreiften fleischigen Blaettern, ewigen Gezeiten ueberlassen, mit einemmal ueber den bemoosten Stein zu laufen begannen, mit Krabbenbeinen, oder vielmehr, wie die winzigen schlanken gruenen Fischlein ploetzlich alle in die Luft springen wollten, als haette sie ein tiefer Impuls zum Uebertritt der Dimensionen veranlasst, welchen ich nicht allzutief unter ihnen vermutete, vielleicht in den eigensinnigen Burschen, die bei uns Streifen- oder Sonnenbarsche gewesen waeren, die ihre Ufersteine verteidigten. Aber auch diese aehnelten eher Krokodilen, da sie sich am Boden aufpflanzten, als wuerden sie auf 4 Beinen stehen und grimmig eine Stelle vor ihnen fixieren, als kaeme gerade um diese Ecke die naechste Beute. Ich weiss nicht, ob es dieselben waren, die, wenn sie doch einmal um den Stein herum jagten, sich immer wieder auf den Boden warfen, es schien wie seitlich, und dann immer mich aus dem Wasser heraus beobachteten, genauso wie es meine Katze tut, wenn sie schlechtes Gewissn hat oder Hunger, oder beides.
Ich will gar nicht von den biegsamen Laengsgestreiften reden, die gelassen die Raeume erkunden, oder von jenen Gruenlich-grauen mit den glatten Baeuchen, die in Gruppen weiter draussen vorbeizogen: und ein solcher war es, der die armen Kleinen zu ihren wahnwitzigen Todesspruengen veranlasst hatte, ich wurde Zeuge einer solchen flitzenden Jagd ueber die Ufersteine hinweg, ich weiss nicht ob aus Hunger oder Schadenfreude, und, als sich das Wasser wieder beruhigte, sah ich noch diese leuchtend Roten, die, ein wenig zusammengerollt, im Moos sassen wie auf Ellbogen gestuetzt, immer wieder an der gleichen Stelle, als wollten sie sich sonnen, und leuchteten dabei wie ein Schleimpilz oder ein giftiger Frosch.
Ich habe kein Wort von den Seeigeln erwaehnt, die ich drueben gesehen hatte, wo die Leute baden, um meine Eltern nicht zu beunruhigen, oder die Mattschwarzen, die dann und wann vorbeischaukeln wie sonntaegliche Messbesucher, oder gar diese ganz silbrigen Wesen, die fast unbeweglich flach am Stein liegen, die Tropfenform scharf schwarz eingerahmt und im Brennpunkt ein dunkles Fleckchen, weil ich mir vorgenommen habe, nur solange hier zu bleiben, bis mein Handtuch trocken waere, nachdem ich fruehmorgens, noch ohne das Geschnatter der vereinzelten Badegaeste oder der ersten Bumm/Tschimm-Klaenge aus den allmaehlich erwachenden Nachtlokalen wie ein Tiger lautlos ueber all das hinweggeglitten bin, ohne mich um diesen Tiergarten zu kuemmern, und eine Spur gezogen habe hinueber zum entferntesten Badeplatz auf der anderen Seite, und bald zur Pension zurueckzukehren, alles fertig zu machen und das letzte Stueck nach Dubrovnik zu fahren, dem letzten Ziel meiner verzweigten Reise mit den Abenteuern, die im Grunde geschehen, wo man sie kaum sehen kann/

denn hier bin ich gestrandet, wo mich keiner mehr mitnehmen wollte, da ich vom Berg der Muttergottes kam, bestiegen mit blossem Oberkoerper in der Mittagssonne und im Bewusstsein, dass ich wohl wuesste, was ich sie fragen wuerde, sollte sie mir erscheinen, denn immerhin ist es jetzt dazu gekommen, dass ich selbst erschienen bin in M., ueber eine ganze Anzahl von Grenzen hinweg/

und bist du denn schon einmal nach Sonnenuntergang, in einem Ort wie Neum auf der Strecke geblieben, die steile Strasse heruntergetrabt auf ein unsichtbares Meer zu, und, nur um eben dieses zu sehen, das du sicher hier wuesstest, immer naeher gekommen, wieder und wieder gestreift von Musiklaerm und Scheinwerferlicht, und, eingehuellt von Schwaden vom Holzkohlengrill, ueber den hellerleuchteten Autoparkplatz ueber knirschendnm Schotter gestiegen, dann muesstest du wissen, wie einen der Schwindel ueberkommt, wenn du noch immer nicht den Grund erreicht hast, denn tiefer als das Meer kann doch nichts sein, ob da ueberhaupt noch irgendetwas ist, und dann doch, zentimeterweise, in die Finsternis hinuntergetaucht bist, ueber rutschigen Kiesel, um dann, am leicht schaukelnden Boot, im Mondschein die glatte Oberflaeche auszumachen, die lautlos den von Hotelstraenden umgebenen Platz erfuellt und die Bucht bis zur Landzunge hinueber, die schon Kroatien gehoert,
denn nur diese paar Kilometer bosnischer Adriakueste haben mich heute haben wollen,
immerhin.

Stari Most, Bruecke zu Mostar

Medjugorje, Kreuzberg

Neum, Bosnien

Neum

Dubrovnik
SCHLAGLOCH - 30. Aug, 13:03

Hallo Weichensteller! Tiefer als in die Kindheit,

welche aus den Textstellen zu entnehmen in Südosteuropa gelebt wurde, geht es meistens nicht, außer man schafft den Sprung in die Zeit vor der Geburt. Hitze, Trockenheit, Felsen, Dürre, Meer, Anstrengung, Einsamkeit, kahle Landschaften schaffen ein Klima für Erscheinungen. Hier in Südkärnten sind seit Tagen schwarze Wolken, Wolkenbrücke, Aufhellungen, Donner, Blitz, Hagel, Rgengüsse, Überschwemmungen. Der Klimawandel.
Gruss schlagloch.

weichensteller - 31. Aug, 10:56

Hallo Schlagloch,

ich meine schon, dass es noch tiefer geht: in die Tiefe der Zeit, das ist nur die eine Sache, in die Tiefe des Grundes, das ist radikaler (Radex = Wurzel), das ist ausser der Zeit, das ist immer.
elein - 25. Sep, 00:17

ist m. das m. gewesen, was ich meine?

weichensteller - 26. Sep, 20:38

Ja,

das war sicher das M, das du meinst.
Warst du schon mal dort?
Was denkst du darüber?
(ist ein kontroverses Thema...)

elein - 27. Sep, 00:38

kontroverses thema

hmm. ich war schon da, ja. nicht erst einmal sondern viermal, um genau zu sein, immer wieder gerne - aber ich leg wert drauf, nicht "eine von denen" zu sein, die da andauernd wieder hin müssen.
für mich ist das ein ort wie viele andere, nicht grundlegend anders. was da an glauben passiert, das find ich die hauptsache dran. hab da wirklich viel erfahren, viel gelernt, es war gut für mich. also bin ich nicht dagegen. aber das hätte alles auch woanders sein können.
und ob jetzt erscheinung oder nicht, ist mir persönlich eigentlich egal. weiß ich ja auch nicht. und die seher muss ich auch nicht getroffen haben, botschaften lesen und das ganze drumherum ist nich wirklich was für mich.

so, das war meine bescheidene meinung dazu, und jetzt würd ich gern noch deine hören. :)
weichensteller - 27. Sep, 15:06

Die Unterscheidung,

die du machst, gefällt mir: einerseits die Glaubensereignisse, Bekehrungen, Aufbrüche, andererseits das Festklammern an die materiellen Erscheinungsformen. Als ich vor Jahrzehnten um meine Berufung gerungen habe, ist einer gekommen mit einem FOTO von so einer Marienerscheinung, und hat gesagt, na bitte, das siehst du es. Dieses Klammern, das ist abstoßend, denn Glauben ist doch etwas Geistiges, ist Vertrauen und Hingabe, nicht Festhalten.
Andererseits: Gott ist so ein konkreter einzelner Mensch geworden, kein Begriff oder eine Abstraktion. Und das Göttliche wird immerfort konkret manifest. Das soll man werden lassen, und dann auf diesem festen Boden weitergehen. Keine Reliquienhändel mehr.
Meine Meinung.
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Sobald sich aber einer dem Herrn zuwendet, wird die Hülle entfernt. Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.

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