Ueber Abgruenden

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Warum wurden die Meteora-Kloester an diesen unmoeglichen Orten gebaut? Unten waere das grosse Tal gewesen mit 1000 zugaenglichen Orten, drueben das Pindar-Gebirge mit wirklicher Abgeschiedenheit. Stattdessen hier auf diesen nackten, welligen Felsen, sichtbar fuer jeden, der in dieses Seitental hineingeraet, zwischen die Truemmer. An der Spitze, also weithin zu sehen, aber ohne Aufgang.

Burgen wuerden zwar an exponierten Stellen, aber am Eingang des Durchzugstals errichtet, das sie kontrollieren sollen. Benediktinerkloester thronen auf Bergspitzen, aber sie sind als geistige Zentren im regen Austausch mit dem Umland.

Die Antwort scheint mir in den Strickleitern zu liegen, die hunderte Meter herabhingen, oder in den Seilaufzuegen.
Sich dem anvertrauen.
In einem Netz zusammengekauert, eine Stunde lang ueber dem rohen Abgrund pendeln. Von willigen Haenden Stueck um Stueck emporgezogen.
Das muss der Sinn dieser Lage sein: so ausgesetzt.
So angewiesen auf die Gnade.
Die Kraft der Haende, die Festigkeit des an der Rolle knarrenden Seils.
Das Schweben.
Ausgesetzt zwischen Himmel und Erde.
Vergessend, ob man unten oder oben zugehoerig sei, und wohin einer eher neige.
Auch die Neigung vergessend, im Warten.
Aber des Steigens gewahr.
Ruckweise, allmaehlich.
Von den Pendelbewegungen abgelenkt, die Felswaende oder Gestruepp bedrohlich nahe heranlassen.
So gestossen und gezogen wie ein ganzes Leben.
Mit solcher Erinnerung lebte dann ein Moench.
Entronnen, auf der Felsspitze?

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Das Bild von der Entschlafung des heiligen Nikolaus, zu dem wie auf einer Wallfahrt Kranke und Arme herangetrabt kommen (waehrend nach und nach der Kirchenvorraum sich fuellt, meine Nachbarin sich und mir fortgesetzt Luft zufaechelt mit einem roten Plastikfaecher, und ein Kundiger sich zu italienischen Erlaeuterungen anschickt), wird im Hintergrund gerahmt von einer welligen Huegellandschaft und dann ueberragt von Simon, dem Saeulenheiligen, der mit einem Strick einen Essenskorb hochzieht und ansonsten gefaellig ruht in seinem Heiligenschein.
offenesherz - 18. Aug, 09:47

So angewiesen auf die Gnade.

hallo weichensteller,
ich hab schon auf deine heurigen reiseberichte gewartet. Toll, was du da erlebt hast und was du geschrieben hast.
Hast Du auch die riesigen, wunderschönen Ikonenfresken gesehen? Wie habe sie auf dich gewirkt?
ich wünsch dir noch weiteren reisesegen
oh

weichensteller - 18. Aug, 15:36

Hunderte!

Aber ihre Wirkung geht nicht mehr vom Einzelbild aus, wenn schon Vorraum, und noch mehr das Kirchlein rundherum und so hoch, wie gerade noch zu sehen ist, ueber und ueber mit Fresken bedeckt ist: Szenen aus dem NT, Heilige, Gottesmutter, Pantokrator.
Die Wirkung macht vielmehr die Farbe aus, die Farbwirkung mit dem spaerlichen Lichteinfall.
Aufgefallen sind mir eher einzelne flaechige Bilder (hl. Nikolaus) oder groessere Kompositionen, wie die vom Juengsten Gericht und dem rechts herabreichenden Feuerstrom, in dem Verdammte und Suender zur Hoelle herabgestossen oder gezogen werden, wo schon ein Ungeheuer mit Riesenmaul wartet. Denn genau diesselbe Komposition hab ich voriges Jahr in der Bukowina gesehen in den Moldaukloestern!



(Uebrigens habe ich auch auf anderen Seiten geschrieben!...)
SCHLAGLOCH - 19. Aug, 17:49

Hallo Weichensteller! Was ist,

wenn die Gnade nicht kommt und das Seil reißt? Ist man dann dem Abgrund näher als der Spitze.

Gruss schlagloch.

weichensteller - 19. Aug, 21:20

Ich denke, das Seil ist die Gnade, und es kann nicht reissen. Denn der Abgrund ist nicht der Tod, sondern die Hoelle, das voellige Getrenntsein von Gott. Und dorthin laesst Gott uns nicht fallen, denn er hat doch seinen geliebten Sohn zu uns gesandt, damit wir nicht mehr von ihm getrennt sind. So stark ist das Seil.
Aber es ist eine Glaubenssache.
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